Rezension zu „The Circle“ von Dave Eggers

Dave Eggers‘ Roman The Circle, der 2015 im KiWi Verlag erschienen ist, zeichnet eine meiner Meinung nach erschreckend realistische Zukunftsvision, die viele Facetten unseres digitalen Lebens neu hinterfragt. Die Geschichte dreht sich um Mae Holland, die bei der weltweit führenden Tech-Firma, dem „Circle“, eine Anstellung findet und sich begeistert in die Welt eines hochmodernen, transparenten Netzwerks stürzt. Durch die Vision der drei mächtigen Gründer des Konzerns, die Anonymität im Netz zu beseitigen, sollen Überwachung und Kontrolle eine „bessere Welt“ schaffen – eine Welt, in der alles transparent und nachvollziehbar ist.

Über den Autor

Dave Eggers ist ein amerikanischer Schriftsteller, Verleger und Aktivist, der sich durch sein vielseitiges Werk einen Namen gemacht hat. Geboren am 12. März 1970 in Boston, Massachusetts, wurde Eggers vor allem durch sein autobiografisches Buch A Heartbreaking Work of Staggering Genius (2000) bekannt, das sein Leben nach dem plötzlichen Tod seiner Eltern beschreibt und mit einem innovativen, humorvollen Erzählstil Aufsehen erregte. Seitdem hat er zahlreiche Romane, Essays und Kurzgeschichten veröffentlicht.

Mit Werken wie The Circle (2013) und The Every (2021, eine Fortsetzung von The Circle) setzt er sich kritisch mit den Auswirkungen der Digitalisierung und der Macht großer Tech-Konzerne auseinander. Sein Stil zeichnet sich oft durch eine Mischung aus Gesellschaftskritik, Humor und Empathie aus, und viele seiner Bücher rufen zur Reflexion über zeitgenössische Themen auf. Eggers gilt als eine der wichtigen Stimmen in der amerikanischen Gegenwartsliteratur, der literarischen Anspruch und gesellschaftliches Engagement miteinander verbindet.

Perfekte Welt?

Die Parallelen zu Aldous Huxleys Schöne neue Welt oder Orwells 1984 sind offensichtlich. Genau wie in diesen Klassikern geht es um eine Gesellschaft, die durch Technologien und Ideologien so geprägt ist, dass kritisches Denken kaum mehr existiert. Mae’s Enthusiasmus für diese vermeintlich perfekte Welt, die mit sternengleich hellen Büros, kostenlosen Gourmet-Mahlzeiten und Partys lockt, entwickelt sich zur Sucht nach digitaler Akzeptanz und Kontrolle.

Von wegen, Zukunftsversion

Eggers beschreibt damit nicht nur eine Zukunftsversion, sondern hält unserer heutigen Gesellschaft den Spiegel vor – denn vieles von dem, was 2015 noch wie eine Warnung wirkte, ist heute erschreckend real geworden. ICh habe das Buch ein zweites Mal gelesen, in neun Jahren ist einiges passiert! Durch die ständige Präsenz von Social Media sind wir uns kaum noch bewusst, wie sehr die digitale Transparenz und die Jagd nach Bestätigung unser tägliches Leben durchdringen. Es ist heute nahezu „normal“, private Momente, Meinungen und Aufenthaltsorte öffentlich zu teilen – und es wirkt fast merkwürdig, wenn jemand sich diesem Zwang entzieht.

Rollschuhe statt Smartphone?

Eggers’ The Circle wirft essentielle Fragen auf: Warum sind wir von sozialen Medien so abhängig? Warum scheint die Bestätigung durch das Internet so wichtig? Und: Welche Auswirkungen hat das auf unsere mentale Gesundheit? Besonders erschreckend finde ich, wie sich diese Fragen auf unsere jüngere Generation auswirken. Wenn ich an meinen 11-jährigen Neffen denke, der täglich Zeit mit seinem Smartphone verbringt, frage ich mich, welchen Einfluss das auf seine Entwicklung hat. Was sieht er? Mit wem kommuniziert er? Die Zeiten meiner Kindheit, in denen wir ohne Smartphones auf Rollschuhen unterwegs waren, Kassetten aufnahmen und mit Barbies spielten, erscheinen wie aus einer anderen Welt.

Ein faszinierend und erschreckend aktueller Roman

The Circle ist meiner Meinung nach eine Pflichtlektüre – nicht nur für Jugendliche ab dem 7. Schuljahr, sondern für jeden, der in der digitalen Welt lebt, ohne die Folgen der totalen Vernetzung zu hinterfragen. Eggers sensibilisiert uns für den Einfluss der digitalen Trends, die unser Leben immer stärker bestimmen, und fordert uns dazu auf, unseren Umgang mit Technologie zu überdenken, bevor wir zu bloßen Rädchen in einem allmächtigen System werden.

The Every – eine Fortsetzung

Die Fortsetzung The Every lese ich als Nächstes! Hier wird die Geschichte konsequent weitergeführt und den Fokus auf die Verschmelzung von Tech-Konzernen und unserer Lebenswelt verschärft. Es geht nun um ein noch größeren Unternehmens: „The Every“, das die Welt endgültig zu einem transparenten, überwachten Raum machen möchte. Der Roman stellt die Frage, wie weit Menschen gehen würden, wenn Technologie und Sozialmedien wirklich jeden Aspekt ihres Lebens kontrollieren könnten. Ist es die Aussicht auf 2035, was denkt ihr?

Mehr Infos auf dieser Seite:

https://www.kiwi-verlag.de/buch/dave-eggers-der-circle-9783462048544

Weitere Rezensionen hier: